
„Umweltkatastrophen werden häufiger und treffen nun auch Gegenden, die bislang mit solchen Phänomenen nicht konfrontiert waren“
Hitzeperioden, Waldbrände, Starkregen, Hochwasser und Extremtemperaturen – all das gab es auch schon früher. Doch passieren diese Unwetter immer häufiger und neuerdings auch in Gegenden, die bislang mit solchen Phänomenen nicht konfrontiert waren. Prof. Kay Künzel betont: „An der gesamten Biomasse auf der Erde hat das Lebewesen Mensch einen Anteil von nur 0,7 Prozent. Dieser geringe Prozentsatz ist jedoch verantwortlich für klimatische Veränderungen, deren Intensität, Häufigkeit und Ausmaß der Planet bisher nicht kannte.
Wenn das nicht unkontrolliert so weitergehen soll, ist es jetzt an uns, unser Verhalten zu ändern, um die schon heute sichtbaren dramatischen Folgen für die Zukunft abzuwenden oder zumindest abzumildern.“
„Bauen & Wohnen“ spielt eine große Rolle beim Thema Klimaschutz
Doch was können wir aktiv tun, um dem drohenden Klimawandel entgegenzuwirken? Warum spielt der Bereich „Bauen & Wohnen“ eine so große Rolle beim Klimawandel? – Und wie kann die stärkere Verwendung von Holz unser Klima entscheidend schützen?
Eine tiefgreifende Möglichkeit ist es, bei der Planung und Errichtung von Häusern und Gebäuden sich mehr auf den Baustoff Holz zu konzentrieren. Denn Holz allein hat die Fähigkeit, das umweltzerstörende Treibhausgas CO2 zu binden. Das kann kein anderes Material. – Der Ausstoß von Kohlendioxid spielt im Bereich „Bauen & Wohnen“ eine unmittelbare Rolle, tragen doch die Gebäude in Deutschland zu rund einem Drittel der gesamten CO2 -Emissionen bei! DHV
„Das Bauen mit Holz hat auch eine sehr politische Dimension!“
Interview mit Zimmermeister und Holzbauunternehmer Erwin Taglieber über Holzhäuser als Klimaretter und seine Pläne als Doppelpräsident von DHV und DHWR.
Deutscher Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV): Europa soll bis 2040 klimaneutral werden. Das funktioniert, wenn überhaupt, nur mit einer deutlichen Verschärfung der CO2 -Reduktionsziele. Folglich ist davon auszugehen, dass der Klimaschutz als politischer Entscheidungsmaßstab in Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird – wahrscheinlich sehr weit über die bevorstehende Bundestagswahl hinaus. Welche Konsequenzen hat das für den Bausektor?
Erwin Taglieber (ET): In Deutschland rühren derzeit 40 Prozent aller klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen vom Baugeschehen her. Diesen viel zu hohen Anteil müssen wir unverzüglich drastisch reduzieren! Das kann dadurch erreicht werden, dass wir einerseits viel konsequenter als bisher die Nutzung regenerativer Energiequellen wie etwa Windkraft, Wasserkraft und Sonnenstrahlen vorantreiben; andererseits muss es uns mit vereinten Kräften gelingen, die Holzbauquote in ganz Deutschland über alle Gebäudeklassen hinweg zu erhöhen. Schließlich kann einzig der Baustoff Holz Kohlendioxid in relevanten Mengen aufnehmen und für die gesamte Nutzungsdauer in sich speichern. Daraus lässt sich unschwer ableiten, dass Holz als Baustoff Vorrang vor allen anderen Materialien gebührt.
DHV: Wir brauchen also einen Quantensprung, um im Neubausektor einen Holzbau-Anteil zu erreichen, der einen spürbaren Beitrag zum Schutz vor weiterer Erderwärmung leistet?
ET: Die aktuelle Holzbau-Quote von weit mehr als einem Drittel in Baden-Württemberg zeigt, dass es geht. Mit einem Anteil von rund einem Fünftel in Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen sind wir ebenfalls auf einem guten Weg. Allerdings ist das alles in allem noch nicht einmal die halbe Miete, wenn es uns um eine möglichst effiziente Absorption des CO2 -Aufkommens geht.
DHV: Die Steigerung der Holzbauquote wird unter Klimaschutzaspekten somit quasi zum Staatsziel und nützt allen?
ET: Diese Schlussfolgerung liegt nahe! Das bedeutet dann natürlich auch, dass sowohl beim privaten Eigenheimbau als auch bei öffentlichen Bauvorhaben und ebenso im Wirtschaftsbau das Bauen mit Holz Vorrang vor dem Einsatz anderer Baumaterialien haben muss.
DHV: Wäre eine gesetzlich festgeschriebene Mindest-Holzbauquote hilfreich?
ET: Es gibt einige Fachleute, die das durchaus befürworten. Ich selbst bin allerdings von Natur aus eher gegen Vorschriften und Zwänge; die reizen doch nur zu Widerspruch und Widerstand. Mir ist lieber, die Menschen verstehen, dass grundlegende Veränderungen in unseren Lebensbedingungen–und genau davon sprechen wir beim Thema Klimawandel – individuelle Verhaltensanpassungen erfordern. „Wir können ja nicht einfach so tun, als ginge uns das Klima auf der Erde nichts an“. Nein! Es kommt auf jeden Einzelnen von uns an. Wir müssen unsere Komfortzone verlassen und unmittelbar in unserem eigenen Lebensbereich schauen, was wir konkret tun können. damit es für uns alle auf der Erde erträglich bleibt. DHV

