Am letzten Tag des diesjährigen Kirchweih-Marathons, dem Dienstag, 29. August, lockt um 12 Uhr wieder das Festzelt und der Biergarten zum Mittagsschmaus.
Ab 13 unterhält „VerBRASSd“ die Besucher. „Familientag“ heißt es ab 14 Uhr auf dem Festplatz. Übersetzt heißt das: „Stark ermäßigte Preise an allen Fahrgeschäften, der ,,Kids Club“ ist zu Gast und verteilt am Nachmittag an alle Kinder „eine Kleinigkeit“. Auch die Vorkirchweihen stehen noch einmal im Mittelpunkt. Beim finalen Maßkrugschieben um 17 Uhr messen sich die Sieger der Platzkirchweihen miteinander und ermitteln mit dem leeren Krug den Besten der Besten. Preise gibt es auch für die Sieger des Kirchweihschießens um 18. Uhr im Schützenhaus. „Father & Son“, die beliebte Bad Windsheimer Band, bringt das Bierzelt zum Abschluss ab 19 Uhr nochmals zum Kochen, ehe mit dem funkelnden Höhenfeuerwerk über dem Festplatz um 22.30 Uhr die diesjährige Kirchweihsaison in Bad Windsheim ihren „brillanten“ Höhepunkt findet.
Kirchweih in einer „Bäderstadt“ und wie es dazu kam
Dabei ist es keineswegs selbstverständlich, dass die Kirchweih in einer „Bäderstadt“ gefeiert wird. Zwar durfte Bad Windsheim schon 2021 auf 60 Jahre „Baderhebung“ zurückblicken und in der Nachcoronazeit ausgiebig feiern. Allerdings wurden wichtige Voraussetzungen dazu bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschaffen, und da war der eingeschrittene Weg zunächst etwas steinig.
Die Brüder Johann und Georg Schwarz aus Würzburg baten in einem Brief vom 24. September 1902 ,,an den sehr verehrlichen Magistrat der Stadt Windsheim“, um er möge ihnen für „Bohrversuche im Stadtparkt“ entweder 3000 Mark zuschießen oder eine Summe vom 500 Mark auf die Dauer von 12 Jahren ohne Zinsfuß überlassen“. Schneller Entschluss des Magistrats vom 29. 9. 1902: Nein. „Das vorliegende Gesuch wird einstimmig abgelehnt, da eine Gewähr für den Erfolg der Bohrung nicht besteht und bis dato auch über die Beschaffenheit und Brauchbarkeit des gefundenen Wassers noch kein Nachweis erbracht wurde.“ Dass es dennoch gelang, „Quellen zu erbohren, ein Kurhaus zu bauen, den Badebetrieb zu eröffnen und - in den 20er Jahren - dem Windsheimer Wasser einen landesweiten Markt zu sichern“, beweisen erhalten gebliebene Briefe, Druckschriften und Magistrats- und Stadtratsprotokolle, die Alfred Estermann, Verfasser von Büchern über Bad Windheim, und der verstorbene Stadtarchivar Michael Schlosser aufbereitet hatten.
Einem Beschluss des „Gemeinde-Kollegiums Windsheim“ zufolge vom 7. Februar 1905, also zweieinhalb Jahre später, werden dem geplanten Bau eines Kurhauses Beschränkungen auferlegt. Genehmigt wurde es aber, wie ein Schreiben des Königlichen Bezirksamtes Uffenheim vom 28. Juni 1906 an den Stadtmagistrat Windsheim beweist.
Allerdings hatten sich die Antragsteller den „Plan für die Badewasserableitung“ noch von den beteiligten Angrenzern mittels Unterschrift anerkennen zu lassen. Schon vorher, am 30. April 1906, liegt ein Kostenvoranschlag des „Städt. Elektrizitätswerks Windsheim“ vor, in dem die „Montage einer Freileitung, ausgehend vom Dachständer des Pfarrtöchterheims“ angeboten wird.
In einem Prospekt aus dem Jahr 1910 empfehlen die Eigentümer des „Soolbad u. Vertrieb der Bitterquellen“ in Windsheim „Ew. Hochwohlgeboren!“ den Aufenthalt in Kurhaus und Stadt in schönsten Worten. Im Kurhaus mit „20 Pensionszimmer und 30 franz. Betten“ sticht besonders das Lesezimmer hervor, das mit allem Komfort der Neuzeit ausgestattet, elektrisch beleuchtet“ ist. Die bewaldeten „umliegenden Berge“ bieten lohnende Spaziergänge.
Auch an die Kinder ist gedacht. Ausgedehnte Rasenflächen eignen sich zu Spiel und Kurzweil für die Kinder. Das Klima ist frühzeitig mild und angenehm bis in den Spätherbst, wegen der frischen ozonreichen Waldund Bergluft nicht zu heiß, daher anregend und kräftigend ...“
Dass der Betrieb offensichtlich wirtschaftlich war, beweist ein weiterer, erhalten gebliebener Auszug aus dem Sitzungsprotokoll des Stadtmagistrats vom 16. Dezember 1912. „Darin wird dem „Gesuch des Georg und Johann Schwarz um die Erlaubnis zum Betriebe eines Kinematographen im Kurhaus“ stattgegeben. Oder, um es amtlich auszudrücken: „Genehmigt. Die polizeilichen Vorschriften sind der Genehmigung zugrunde zu legen.“ Im Jahr 1914 begann dann der Erste Weltkrieg, in dem sich auch für das „Soolbad Windsheim“ vieles ändern sollte...
Text und Fotos:
Hans-Bernd Glanz