Wenn der Bürgermeister am frühen Abend mit kräftigen Schlägen das Bierfass im Festzelt ansticht, dann beginnt in Schnelldorf die 5. Jahreszeit.
Vor einigen Jahren setzte sich noch zuvor - angeführt vom Spielmannszug der „Markgräflichen Jäger“ aus Feuchtwangen - ein Festzug vom Rathaus zum Festplatz in Bewegung. Böllerschüsse und Standkonzert finden heute vor dem Festzelt statt. Fast alle Teilorte der Gemeinde wie Haundorf, Oberampfrach, Unterampfrach oder Wildenholz feiern zwar ihre eigene Kärwa, aber in Schnelldorf kommen dann doch alle Bürger zusammen. Die Gemeinde lässt sich diese Zusammenkunft auch etwas kosten. Für alle Rentner gibt es Verzehrgutscheine, damit ihnen die Entscheidung für die Kirchweih leichter fällt.
Eine Dorfordnung von 1575 erwähnt eine Kirche in Schnelldorf für die Taufen und Hochzeiten der Gemeindeglieder. Demnach feiern Schnelldorf und Grimmschwinden miteinander am Sonntag nach dem 1. September (St. Ägidien) Kirchweih. Sie stand wohl oberhalb der Feuchtwanger Straße. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurde diese kleine Kirche zerstört und nie wieder aufgebaut.
Seit 1953 hat Schnelldorf eine Katholische Kirche, die als Filialkirche zur Stadtpfarrei von Feuchtwangen gehört. Die evangelischen Gottesdienste finden seit den 50er Jahren vierzehntäglich im Gemeindehaus statt. Damals gab es auch Pläne, wieder in Schnelldorf eine eigene Kirche zu errichten, die aber wieder verworfen wurden. Auch wenn damit Oberampfrach das Zentrum für die Kirchengemeinde blieb, hielt Schnelldorf an einer eigenen Kirchweih fest.
Der kirchliche Hintergrund der Kärwa wird am Kirchweihsonntag mit dem Festgottesdienst im Festzelt deutlich. Dekanin Uta Lehner bietet auf Anregung von Bürgermeister Tobias Strauß einen Familiengottesdienst an, der Erwachsene und Kinder gleichermaßen ansprechen soll. Geplant ist auch parallel zum Gottesdienst ein kleines Kinderprogramm, wie dem aktuellen Gemeindebrief zu entnehmen ist.
Traditionell geht man an der Kirchweih ins Gasthaus zum Mittagessen. Die Wirte haben sich bereits darauf eingestellt und warten mit besonderen Speiskarten auf die Gäste. Aber auch die Vereine wie die Kleintierzüchter und der Sportverein bieten über die Kirchweih wieder Mahlzeiten an. Bratwürste mit Kraut, Schweinebraten mit Klößen, Metzelsuppe oder Rindfleisch mit Meerrettich werden auch heute noch gerne gegessen. Leider ist der früher gut besuchte „Hotspot“ der Schnelldorfer Kärwa, der „Ochsen“ in der Ortsmitte schon seit Jahren geschlossen. Lange ist es her, dass dort oder in der „Krone“ zum Kirchweihtanz aufgespielt wurde. Nicht immer harmonisch verlief die Kärwa, wenn sehr viel Alkohol im Spiel war. Ältere Mitbürger erinnern sich noch gut daran, als es 1976 zu einer wüsten Schlägerei zwischen Bürgern und Schaustellern gekommen ist. Ein Schnelldorfer hat damals bei der Messerstecherei fast seinen Arm verloren.
Heute ist die Kirchweih ein Familienfest. Der Alkohol fließt zwar noch immer, aber zu Ausschreitungen kommt es eher selten. Vielleicht sind die Schnelldorfer etwas vernünftiger geworden. Vielleicht sind es aber auch die Damen und Herren von der „Security“, auf die heute kein Festwirt mehr verzichten kann.
Text und Fotos:
Friedrich Strohmeier