Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Gäste und Besucher aus nah und fern,
endlich ist es wieder soweit und ich darf Sie auch im Namen des Gemeinderats zu unserer Kirchweih in Unternbibert herzlich begrüßen und willkommen heißen. Unsere traditionelle Kirchweih ist nach wie vor der beste Anlass sich mit Nachbarn, Freunden und Verwandten zu treffen und auch eine wunderbare Gelegenheit dazu, neue Bekanntschaften zu schließen. Kommen Sie einfach und feiern Sie mit.
Das Besondere an unserer Kirchweih ist das ehrenamtliche Engagement unseres Schützenvereins Germania Unternbibert, der die Kirchweih ausrichtet, den Festzeltbetrieb organisiert und für ein abwechslungsreiches Programm mit viel Stimmung und guter Unterhaltung sorgt. Für das leibliche Wohl im Festzelt sorgt die Metzgerei Volkert aus Flachslanden sowie die Brauerei Loscher aus Münchsteinach. Von den Schaustellern werden am Festplatz weitere Vergnügungsmöglichkeiten auch für Kinder angeboten.
Auch den eigentlichen Anlass der Kirchweih, nämlich die Weihe der Kirche St. Bartholomäus in Unternbibert wollen wir feiern, und zwar mit einem Festgottesdienst am Sonntag, 27. August 2023 um 9.30 Uhr mit Herrn Pfarrer i.R. Küfeldt.
Besonders bedanken darf ich mich bei Allen, die zum Gelingen unserer Kirchweih beitragen, insbesondere bei den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern des Schützenvereins Germania Unternbibert, durch die der ganze Kirchweihbetrieb überhaupt erst möglich wird, aber auch bei den Festplatzanwohnern für Ihr Verständnis an diesen turbulenten Tagen.
Allen Besuchern und Gästen wünsche ich gute Unterhaltung, viel Spaß und ein schönes Kirchweihwetter!
Mit herzlichen Grüßen
aus Unternbibert
Ihr
Wolfgang Schicktanz,
1. Bürgermeister
Es gab auch andere Zeiten ...
Die Zeit vor über 100 Jahren war für die Menschen nicht einfach. Die Folgen des Ersten Weltkriegs, der im November 1918 zu Ende gegangen war, waren vielfach nur spürbar und die Trauer um die zahlreichen Gefallenen schmerzte viele Familien noch immer.
Auch die in der zweiten Jahreshälfte 1923 ständig steigenden Preise bis hin zur Hyperinflation setzten den Menschen zu. Der damalige Pfarrer von Unternbibert, Christian Gottfried Friedrich Seßlein hat mit einem Eintrag in die Chronik der Kirchengemeinde ein beredtes Zeugnis über die Zustände vor 100 Jahren hinterlassen. Der Pfarrer hat in die Chronik eingetragen: „Die am 9. November 1918 ausgebrochene Revolution fand in der ländlichen Gemeinde Unternbibert sehr wenig Anklang und Beifall beim Stürzen der Fürstenthrone. Jedoch dankbar konnte man aufatmen, weil der mörderische Krieg, dem 21 wackerische Männer und Jünglinge der Gemeinde zum Opfer gefallen waren, infolge der Revolution durch einen, freilich für uns schmählichen Waffenstillstand, zum Ende kommen musste.
In diesen Herbstwochen 1918 grassierte auch in unserer Gemeinde, wie vorher bei den Kampftruppen, die Grippe und raffte in einer Woche fünf Personen verschiedenen Alters weg. Viele Monate vergingen dann bis der letzte Kriegsgefangene heimkehren durfte. Dann wurde die Verknappung der Lebensmittel in den Städten immer größer, die Verarmung nahm beängstigend zu, die Entwertung der deutschen Mark stieg bis zur Billion für einen Dollar. Infolge dessen wurde das Betteln und Stehlen seitens Armer und Arbeitsloser, welche die Landgemeinden heimsuchten, zu großer Plage und mancher Bauer befürchtete die Brandlegung seiner Scheune, wenn er die Aufdringlichkeit und Begehrlichkeit des städtischen Gesindels nicht befriedigt hätte. Endlich im Herbst 1923 konnte die Inflation zum Stillstand gebracht werden. Damit verschwand auch die Furcht der Gemeinde vor Ungesetzlichkeiten seitens zweifelhafter Personen aus den nahen Industriestädten. Im August 1923 wurde mit dem Umbau des Pfarrhauses begonnen, indem die Türe zu der Kammer hinter vom Hauseingang die bisher unter der Treppe gewesen war, neben die Haustüre versetzt und der Kamin heizbar gemacht wurde. Diese Arbeit war vom Landbauamt zur Beschäftigung von Arbeitslosen angeordnet worden. Die Fortsetzung des dringlich notwendigen Umbaus erfolgte erst am 4. August 1924 nachdem der Kirchenvorstand im Juni einen dringenden Antrag an das Staatsministerium für Unterricht und Kultus auf Instandsetzung des Pfarrhauses nach dem Regierungs-Bauprojekt vom 20. August 1920 gestellt hatte, worauf der beschleunigte Umbau und die Entfeuchtung des Pfarrhauses angeordnet wurden. Erst im November war der letzte Handwerker fertig.“
Pfarrer Christian Gottfried Friedrich Seßlein amtierte als Pfarrer in Unternbibert von 1916 bis 1937. Er war ein Lehrerssohn aus Langenaltheim und vertrat zeitweise auch die Pfarrstelle in Rügland. 1918 wurde er noch zum Feldlazarettgeistlichen ernannt. 1937 ging er in den Ruhestand.
Text und Fotos:
Alexander Biernoth