Wird von historischen Ereignissen berichtet, so liegen diesen Geschichten nahezu ausschließlich schriftliche Überlieferungen zugrunde, von Mythen, Legenden und Sagen einmal abgesehen. Oberzenn macht da keine Ausnahme, kann aber mit einem Naturdenkmal aufwarten, das mit in Stein gemeißelten Inschriften mitten im Wald etwas von der Geschichte der Adelsgeschlechter der Marktgemeinde ergänzt und preisgibt.
Die Rede ist von der Fingalshöhle im Wald oberhalb Obernzenns. Was ist daran so spektakulär, obwohl es im eigentlichen Sinn keine Höhle ist? Die Inschriften in den Sandsteinfelsen zeugen von einer spannenden Vergangenheit des Ortes. Die Fragmente früherer „Graffiti“ entführen die Wanderer beispielsweise ins Jahr 1806. Mit ein wenig Vorstellungskraft sehen die Besucher rauchende Lagerfeuer, riechen den Duft von Pfeifentabak, hören Pferde wiehern und französische Sprachfetzen. Es sind Truppen Napoleons, die im nahen Obernzenn einquartiert sind, französische Artillerie hat ihr Lager im Wald aufgeschlagen. Soldat Bondu, sein Vorname ist nicht mehr lesbar, war offensichtlich ein begnadeter Hobbykünstler. Der Angehörige der ersten Kompanie des 3. Regiments im Kaiserlichen Corps hat nicht nur die Buchstaben seiner Inschrift akkurat gemeißelt, sondern auch das französische Kanonenrelief exakt abgebildet.
Text und Foto: Hans-Bernd Glanz