Im März 1991 war Petersaurach plötzlich im Fokus der nationalen Öffentlichkeit. Ein Sprengstoffanschlag auf die Bahnlinie zwischen Ansbach und Nürnberg sorgte für Aufregung und dafür, dass sich viele nationale, aber auch internationale Medien in Petersaurach die Klinke in die Hand gaben.
Um exakt 5.03 Uhr am 5. März 1991 detonierte der Sprengsatz in der Nähe eines Bahnübergangs zwischen den Bahnhöfen Wicklesgreuth und Heilsbronn am Kilometer 29,6 nicht weit vom damaligen höhengleichen Bahnübergang der Staatsstraße 2412, die Petersaurach mit der Bundesstraße 14 verband. Durch die Explosion wurde ein etwa 50 Zentimeter langes Schienenstück glatt herausgesprengt, wie die Fränkische Landeszeitung berichtete. Zwei Züge überquerten die Schadensstelle ohne zu entgleisen, darunter war auch ein Nahverkehrszug, der mit 50 Passagieren an Bord um 5.20 Uhr in Ansbach abgefahren war.
Lokführer verspürte einen „Riesenschlag“
Der Lokführer verspürte um 5.30 Uhr einen „Riesenschlag“. Schon am Tag der Explosion wurden Vermutungen angestellt, dass es Zusammenhänge zu drei ähnlichen Anschlägen, die seit 11. Januar 1991 in Hessen verübt wurden, gab. Das Ziel war, die Deutsche Bahn zu erpressen. Die Fränkische Landeszeitung war auch Teil der Ermittlungen, weil sich um 18.15 Uhr ein anonymer Anrufer in der Redaktion Feuchtwangen meldete, der einen weiteren Anschlag ankündigte. Eine Streife der Polizeiinspektion Heilsbronn erreichte kurz nach 5.30 Uhr den Ort des Anschlags. Der damalige leitende Oberstaatsanwalt in Ansbach, Horst Fürhäuser, wird damals in der Presse zitiert, dass die Detonation kilometerweit zu hören gewesen war. Die Polizeistreife habe sich dann in Richtung des Geräuschs auf den Weg gemacht. Ein Passant, der einen Lichtbogen gesehen hatte, lotste die Beamten dann zum Explosionsort. Die Beamten entdeckten einen 30 bis 50 Zentimeter tiefen Krater und das Loch im Schienenstrang. Die Maschinerie der polizeilichen Ermittlungsarbeit begann dann zu arbeiten und Oberstaatsanwalt Fürhäuser kam zu dem Schluss, dass es ein hochwirksamer Sprengstoff gewesen sein müsse und dass die Täter „Ahnung“ hatten. Auch hessische Ermittler eilten zum Tatort. Spuren führten die Ermittler damals auch an die Bundesautobahn A6. Dort wurde wenige Stunden vor dem Anschlag auf die Bahnlinie ein blauer Trabi, der seit Wochen an der Autobahnauffahrt bei Lichtenau stand, gesprengt. Teile des Trabanten waren bis zu 20 Meter weit geflogen. Für beide Sprengungen, so die späteren Untersuchungen, wurde der Sprengstoff Vitesit 3, wie er auch beispielsweise bei Tunnelsprengungen verwendet wird, benutzt. Die Täter konnten recht schnell ermittelt werden. Anfang Mai 1991 wurden ein 31- und ein 24-jähriger Mann, die aus Jugoslawien stammten, in Pforzheim verhaftet. Beide wollten mit ihren Sprengstoffanschlägen 150 Millionen D-Mark von der Deutschen Bahn erpressen.
Täter wurden in Pforzheim verhaftet
Auf die Spur war die Polizei den beiden Tätern durch die Beobachtungen eines Zeugen in einem Waldgebiet bei Gera. Er hatte dort Ende April verdächtige Fahrzeuge gesehen, die nach Ermittlungen der Polizei in Thüringen mit vier Banküberfällen in Suhl und kleineren Orten in der Umgebung gebracht werden konnten. Die Polizei stellte das dabei verwendete Tatfahrzeug sicher - und fand auch einen vergrabenen Koffer mit Sprengstoff. Dieser stimmte nach den technischen Untersuchungen mit dem bei den Anschlägen auf die Bahnlinien verwendeten überein. Am 6. Mai wurden die - beiden Täter in Pforzheim gefunden und verhaftet.
Alexander Biernoth