Die Platzkirchweihen oder die Vorkerwa-Termine sind für manchen Bad Windsheimer und Besucher aus dem Umland eigentliche Höhepunkte und viele ziehen einen Besuch dieser Traditionsveranstaltungen dem eigentlichen Festbetrieb auf dem Schießwasen vor.
Wenn am Samstag, 19. August, Platzbürgermeister Uwe Kirchberger die Schießwasenkerwa (ab 17 Uhr) mit einem normalerweise souveränen Bieranstich den Reigen der Platzkirchweihen eröffnet, folgen bis zum 24. August vier weitere, ehe vom 25. bis zum 29. August auf dem Festplatz gefeiert wird und die Kurstadt damit weiterhin den Titel „längste Kirchweih im Landkreis“ führen kann.
Lange Tradition in Bad Windsheim
Die Platzkirchweihen haben eine weit über 60-jährige Tradition. Beginn ist rund acht Tage vor der eigentlichen Kirchweih. Bis 1958 lässt sich die Holzmarkt-Kerwa zurückverfolgen. Nicht ganz so lange ,aber eine gefühlte Ewigkeit ist dort Bernd Gurrath für einen Tag als Platzbürgermeister in Amt und Würden. Gefeiert wurden die Vorkirchweihen früher in den angrenzenden Wirtshäusern.
Nachdem der Zuspruch ständig stieg und sich die Beliebtheit weiter steigerte, waren die Gaststuben bald zu klein und das Geschehen verlagerte sich auf die Plätze vor den Kneipen, die Platzkirchweih war geboren. Allerdings ist nichts so beständig wie der Wandel, manche Platzkirchweihen fielen dem Wirtshaussterben zum Opfer, neue Vorkirchweihen kamen an anderen Orten in der Kurstadt hinzu. Ältere erinnern sich noch an die beliebte Ankerkerwa, die Zollhauskerwa, an Feiern auf dem Kloster- und Marktplatz.
Vom Sauberplatz- zur Schießwasenkerwa
Die Sauberplatzkerwa steht als Synonym für das Ende der Feiern mit dem endgültigen Aus des dortigen Lokals „Goldene Traube“. Initiiert hatte die Platzkirchweih der Männergesangverein Volks-Chor in seinem Vereinslokal. Höhepunkt des Bieranstichs am 17. August 1968 war die erstmalige „Proklamation des 1. Sauberplatz-Bürgermeisters“.
Hans Höhn hatte die Ehre, war gleichzeitig der Vorsitzende des Volks-Chores. Ab 1974 wurde auf dem Platz vor dem Wirtshaus gefeiert. Ende der 1970er Jahre bestimmten dann Wirtsleuten und Stammgästen den eintägigen Würdenträger. Die Sauberplatzkerwa sorgte noch für ein Novum. Mit Gerdi Wattenbach über-nahm am 23. August 2003 als erste Frau überhaupt das Amt, Bad Windsheim hatte seine erste Platzbürgermeisterin. Dass die Lokalschließung nicht immer das Ende einer Tradition sein muss, bewies einmal mehr der Volks-Chor. Auf der Suche nach einem neuen Vereinslokal wurde man fündig, seit 2009 wird im Schützenheim geprobt. Beim Umzug ins neue Gasthaus wurde die „Vorkirchweih samt Amt des Platzbürgermeisters mitgenommen“. Seit 2010 wird nun statt Sauberplatz die Schießwasenkerwa gefeiert.
Text und Fotos: Hans-Bernd Glanz