Ein nicht namentlicher genannter Schüler oder eine Schülerin, die im Jahr 1950 die Oberklasse der Volksschule Sachsen besuchte, hat eine Beschreibung des Heimatorts Sachsen hinterlassen, die ein schönes Zeitdokument ist.
Unter dem Motto „Wir lieben unsere Heimat“ wurde in sauberer Schönschrift festgehalten: „Wenn man mit der Eisenbahn von Ansbach nach Nürnberg fährt, so breitet sich auf der rechten Seit ein liebliches Tal aus. Es ist das Rezattal. Grüne Wiesen, sanfte Höhe und freundliche Dörfer grüßen zu uns herauf. Das schönste Bild aber bietet sich uns, wenn der Zug aus dem Bahneinschnitt heraus dampft. Hier kann man das Tal in seiner ganzen Länge überblicken. Es dauert nur einige Augenblicke, aber wir haben ein Stück unserer schönen fränkischen Heimat geschaut. Schon drängen sich die ersten Häuser eines Dorfes an die Bahnlinie heran. Ein schlanker Kirchturm mit einem mächtigen Kirchendach taucht auf. Kleinere und größere Bauernhäuser schmiegen sich an die Kirche, als ob sie Schutz suchen wollten. Das ist unser Schul- und Kirchdorf Sachsen.
Es breitet sich an dem Südosthang des Schlossberges aus und reicht hinunter bis an das Tal. Es ist wohl möglich, dass in vergangenen Zeiten einmal ein Schloss auf der Höhe gestanden hat. Eine Seitengasse heißt heute noch der „Prinzenbuck“. Es lassen sich aber weder Überreste aus dieser Zeit feststellen, noch ist in Geschichtsbüchern darüber etwas zu lesen. Das Dorf wird rechts von dem Weinberg und links von dem Erlbachgrund mit dem Kuhberg eingerahmt. Der Wein mag wohl etwas sauer gewesen sein und den Leuten von damals nicht gerade geschmeckt haben. Sie haben dann lieber Obstgärten angelegt und an heißen Tagen den frischen Apfelmost getrunken. Der Kuhberg ist heute noch zum größten Teil Eigentum der Gemeinde. Er hat sicherlich als Weideplatz für das Vieh gedient, denn der Boden ist lehmig und mager. In diesem Jahre soll dort eine Siedlung gebaut werden. An dem sonnigen Hang ist ein gutes Wohnen. Die neuen Anwohner haben eine feine Aussicht auf das Dorf und auf das Tal. Da sehen wir zur Sommerzeit fleißige Leute auf Äckern und Wiesen schaffen.
Wie Schüler einst ihren Heimatort beschrieben
Der Boden ist fruchtbar und ertragreich. Die meisten Bewohner Sachsens aber können von der Landwirtschaft allein nicht leben. Sie suchen Verdienst in Handwerk oder Gewerbe, als Steinbrecher in den nahen Steinbrüchen und als Waldarbeiter im Staatswald. Von der Höhe aus kann man alle Tage die Kinder auf ihrem Weg zur Schule beobachten. Sie kommen aus dem Tale und von den Höhen herunter. Viele von ihnen haben einen weiten Schulweg. Sie müssen im Winter schon aus den Federn heraus, wenn es noch stockfinster ist. Für die 220 Kinder ist das Schulhaus zu klein geworden. Durch den bösen Krieg sind auch zu uns viele Familien aus dem Sudetenland, aus Schlesien, aus Ostpreußen und aus dem Rheinland gekommen. Wenn einmal bessere Zeiten kommen, wird auch das Schulhaus vergrößert werden können.
An Sonntagen und an Feiertagen wanden die Gläubigen zum geräumigen Gotteshaus. Dicht gefüllt sind dann Kirchenschiff und Emporen. Denn der Kirchsprengel ist größer als die Schulgemeinde. Unser Schuldorf Sachsen liegt mitten im Frankenlande. Was wohl sein Name ist? Im Geschichtsunterricht haben wir gehört, wie Kaiser Karl der Große 30 Jahre lang erbitterte Kämpfe mit dem heidnischen Sachsenvolk führte. Nach der Unterwerfung der Sachsen ging der Frankenkaiser daran, viele Tausende von Sachsenfamilien aus ihrer Heimat wegzuführen und sie unter anderen deutschen Stämmen anzusiedeln. Bischöfe, Klöster und weltliche Herren mussten ihm bei diesem Plan helfen. Wir wissen bestimmt, dass der Bischof von Würzburg für die Unterbringung solcher Familien sorgen musste. So kam es, dass durch das Gumbertuskloster am Fuße des Schlossberges eine Sachsenfamilie mit Kindern und Gesinde angesiedelt wurde. Der große Sachsenhof gab dann in späteren Zeiten dem Dorf seinen Namen.“
Text und Fotos: Alexander Biernoth