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Die Geschichte der Aischgründer Tafel „Iss was e.V.“

Die Geschichte der Aischgründer Tafel „Iss was e.V.“

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25 Jahre ehrenamtlicher Einsatz für Menschen in Not

Die Geschichte der Aischgründer Tafel „Iss was e.V.“

Thomas Nicol (I.), 1. Vorsitzender der Aischgründer Tafel, zusammen mit dem Gründer von „Iss was e.V.“, Harry Graeber (r.), bei der Eröffnung des neuen Tafelladens in Uffenheim im September. Foto: Nicole Gunkel

Die erste Tafel in Deutschland wurde im Jahr 1993 in Berlin gegründet. Inzwischen gibt es über 960 Tafeln bundesweit. Die Tafeln sind damit die größte sozial-ökonomische Bewegung in Deutschland, die Lebensmittel rettet und an armutsbetroffene Menschen weitergibt. Der Aischgründer Tafel „Iss was e.V.“ im Landkreis Neustadt/ Aisch-Bad Windsheim feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen.

Am 24.10.1998 wurde der Verein ,,Iss was e.V.“ gegründet und die erste Tafel-Ausgabestelle in Neustadt auf Initiative von Harry Graeber aus der Taufe gehoben. Mit sieben Personen, darunter Ehefrau Silvia und Sohn Sebastian, gründete Graeber die erste Landkreistafel in Deutschland und die 109.ste Tafel bundesweit - vorher hatte es nur Tafeln in Städten gegeben. Gleich zur Eröffnung kamen rund 130 Personen zur ersten Ausgabestelle nach Neustadt/Aisch, obwohl von vielen Seiten vorher der Bedarf angezweifelt wurde. Mittlerweile gibt es vier Tafelläden im Landkreis, allein in Neustadt werden rund 480 Menschen mit Lebensmittel versorgt. Der Tafelladen in Neustadt wurde damals in den Räumen der Caritas eröffnet. Heuer, im Juli 2023, konnte das neue Ladengeschäft in der Wilhelmstraße bezogen werden. Auch Uffenheim hat seit diesem Jahr ein neues Domizil in einer leerstehenden Metzgerei in der Ansbacher Straße 6 gefunden. Zuvor haben die ehrenamtlichen Helfer 22 Jahre lang jeden Samstag die Warenausgabe im katholischen Pfarrzentrum auf- und wieder abgebaut. In Scheinfeld gibt es seit 1. Mai 2008 einen Tafelladen, der sich in der Landwehrstraße gegenüber der Schule befindet. Im gleichen Jahr wie in Neustadt, 1998, entstand auch in Bad Windsheim eine Ausgabestelle im Kindergarten St. Johannes in der Oberntiefer Straße. Seit 2005 findet die Warenausgabe in der Berufsschule, Am Dicken Turm, statt. Händeringend sucht der Verein nach einem neuen Laden in Bad Windsheim, denn die Räume in der Berufsschule werden nach dem Schulneubau nicht mehr zur Verfügung stehen.

Vor kurzem hatte sich Peter Zilles, Vorsitzender der Tafel Bayern mit Sitz in Bayreuth, im neuen Neustädter Laden in der Wilhelmstraße umgeschaut. „Es ist ein wunderschöner Laden in phantastischer Lage und doch nicht so öffentlich, dass die Menschen auf dem Präsentierteller stehen“, sagte er im FLZ-Gespräch. „Ich bin beeindruckt, wie weit er schon eingerichtet ist. Herr Nicol und sein Team haben etwas Tolles auf die Beine gestellt. Uns nützt kein Laden auf der grünen Wiese. Die Menschen müssen ihn auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen“, sagte Zilles. Er kenne andere Läden in Bayern, die nicht in so einer glücklichen Lage sind, wo stattdessen die Menschen auf der Straße stehen müssen. „Herr Nicol hat viel erreicht. Erfahrungsgemäß ist es sehr schwierig, einen Laden zu finden. Er muss bezahlbar sein und auch die Nachbarschaft muss damit einverstanden sein“, sagte der Tafel-Bayern-Vorsitzende. Zur Gesamtsituation der Tafeln sagte er: „Wir rutschen sehenden Auges in eine Altersarmut. Gebrochene Arbeitsbiografien wirken sich auf die Rente aus. Die Zahl der Tafelbesucher wird noch weiter ansteigen durch Migranten, Alleinerziehende und Menschen, die nicht von ihrer Rente leben können. Das bereitet uns Sorgen“. (nig)

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