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Kerwa in Uffenheim vom 1. bis 4. September: Lange Tradition in der Gollachgaustadt

Kerwa in Uffenheim vom 1. bis 4. September: Lange Tradition in der Gollachgaustadt

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Interessante Historie seit 600 nach Christus

Kerwa in Uffenheim vom 1. bis 4. September: Lange Tradition in der Gollachgaustadt

Sind vom Kirchweihgeschehen in Uffenheim nicht wegzudenken: Die gesellschaftlichen und schießsportlichen Aktionen der Königlich-privilegierten Schützengesellschaft 1604 Uffenheim. Nach der Königsproklamation am Schützenhaus wird in der Stadt am Sonntag mit Spannung der Einzug der Schützen mit Bekanntgabe des neuen „Königs“ erwartet. Fotos: Hans Herbst

Kirchweih in Uffenheim, da steht neben Trubel, Spaß und Unterhaltung natürlich der Anlass, die Weihe der Kirche, im Fokus. Zwei Kirchen und eine Kapelle der evangelisch-lutherischen Kirche gibt es in der Gollachgaustadt. Die Stadtkirche St. Johannis, die Spitalkirche unter der Trägerschaft der Stadt Uffenheim und die Jobstkapelle am Friedhof. Dazu kommt die Herz-Jesu Kirche der Katholiken.

Wie kommt es, dass Kirchweih in einer Stadt gefeiert wird, die bereits 1999 auf ihr 650-jähriges Bestehen zurückblicken konnte? Alten Schriften und Überlieferungen zufolge soll bereits in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts eine Siedlung bestanden haben. Die Gaulandschaft mit ihren fruchtbaren Böden spielte dabei sicher eine gewichtige Rolle. Die Besiedlung des Gebietes selbst reicht viel weiter zurück. Bodenfunde belegen, dass bereits vor rund 7500 Jahren in der Uffenheimer Gegend Menschen lebten. Es dauerte aber noch Jahrhunderte und Jahrtausende, bis Uffenheim im Jahr 1103 erstmals erwähnt wurde.

Bereits 1266 war Uffenheim Residenzsitz

Vermutlich um 1128 war der Ort dann schon Markt. In der „Ritterschlacht von Kitzingen“ verlor Graf Hermann von Henneberg sein Uffenheimer Reichslehen, und die Gewinner, die Herren von Hohenlohe hatten seit 1266 zeitweilig sogar ihre Residenz in Uffenheim.

Anfang des 14. Jahrhunderts erfuhr der Markt eine Aufwertung und wurde Mittelpunkt eines Amtes. Nun kommt auch die Kirche ins Spiel. Der Nebel der Geschichte um die Pfarrkirche lichtet sich erstmals 1291. Eine bischöfliche Urkunde aus dem Jahr 1349 erwähnt Uffenheim im Zusammenhang mit der Kirche erstmals als Stadt. Daher auch die 650-Jahr-Feier kurz vor der Jahrtausendwende.

1360 noch stiftete Gerlach von Hohenlohe das „ungemein reich ausgestattete Spital, 9 Jahre später musste er die Stadt an zwei Rothenburger Geldleute verpfänden und 1378 mitsamt dem Amt“ für 24000 Gulden seinem Onkel Friedrich V., Burggraf von Nürnberg, verkaufen.

Dass die Stadt mit ihrem fruchtbaren Umland mit den Jahren zu neuer Bedeutung aufstieg, beweisen die Marktprivilegien: 1432 gab es in Uffenheim vier Jahrmärkte, 1683 kam ein weiterer hinzu und 1714 nochmals zwei. Dazu kamen 1699 zwei Ross- und Viehmärkte.

Fürsten- und Dreißigjähriger-Krieg brachten gewaltige Einschnitte für die Gollachgaustadt

Sonnenseiten haben auch ihre Schattenseiten, und die waren für Uffenheim und dessen Bevölkerung mehr als einmal mit Leid, Tod und Zerstörung verbunden. Im sogenannten Fürstenkrieg 1461/62 „litt die Stadt beträchtlich“, 1620 zerstörte ein Feuer das Rathaus und 1631 wurde die Vorstadt ein Raub der Flammen. 

Hinzu kamen kriegerische Ereignisse, die Uffenheim schwer trafen. Vor allem der Dreißigjährige Krieg übertraf mit seinen Plünderungen, dem Hausen der Soldaten und dem geforderten Unterhalt der durchziehenden Heere alles bisher bekannte Leid um ein Vielfaches.

Zwischen 1618 und 1631 blieben die Kriegsereignisse in der Gollachgaustadt noch halbwegs im Rahmen, wenngleich sicher nicht aus Sicht der Betroffenen. Der bedeutende Ort an der viel genutzten Reise- und Handelsroute von Frankfurt und Würzburg Richtung Süden musste von 1631 an zahlreiche Durchmärsche des hin- und herziehenden Kriegsvolkes erdulden.

Einmal mehr traf es zunächst die Vorstadt mit ihren 14 Häusern, die im Oktober von Tillys Armee geplündert und gebrandschatzt wurde. Johann T'Serclaes von Tilly war mit seinem Heer auf dem Weg nach Rothenburg.

Auch das Umland Uffenheims kam nicht ungeschoren davon. Viele Kirchen in der Umgebung wurden ausgeraubt, in Welbhausen Kirche und Pfarrscheune angesteckt. Schon rund drei Monate später war es wieder soweit. Anfang des Jahres 1632 hatte Uffenheim schwedische Reiter zu verpflegen, obwohl die Not bei den Einwohnern bereits groß war.

„Besuch“ des schwedischen Königs am 19. März 1632 gilt heute als historisches Datum

Was heute als historisches Datum gilt, der „Besuch“ des Schwedenkönigs Gustav Adolf mit seiner Armee am 19. März 1632, war für die Stadt und ihr Umland wegen der damit verbundenen Abgaben und Drangsalierungen der Bevölkerung wohl eher ein Fluch.

1500 fränkische Gulden hatte der Besuch eines Königs der Stadt gekostet. Ganz übel ging es im Jahresverlauf weiter. „Vor den plündernden kaiserlichen und kroatischen Horden floh die Bürgerschaft im Juli nach Rothenburg.“

Nach den Überlieferungen verbrannten die Soldaten den Aktenbestand des Amtes und füllten die Aktenschubladen mit Hafer. Die verwendeten sie dann als Barren für die Pferde. So ging es weiter, und nicht nur die Kriegswirren forderten Todesopfer.

Der Westfälische Frieden 1648 brachte das Ende der Kampfhandlungen

1634 "hausten“ sechs Wochen lang Kroaten in der Stadt, „bis auf den vierten Teil“ sind die „Untertanen in der Stadt und auf dem Lande mit Weib und Kindern des Hungers gestorben, entlaufen oder von den Soldaten niedergehauen worden“.

Die Geschehnisse nahmen in den folgenden Jahren bis zum Westfälischen Frieden 1648 einen ähnlichen Verlauf. Die Hinterlassenschaft von Jahrzehnten des Krieges waren verödete Felder, verbrannte Dörfer und Gehöfte, menschenleere Pfarreien, Hunger und Tod in seiner schrecklichsten Form.

Text: Hans-Bernd Glanz
Fotos: Hans Herbst

Die Kirchweih in Uffenheim ist weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt! Besonders die Mischung aus Tradition, lockerem Feiern und Jahrmarktstimmung machen die Kerwa einzigartig.

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