Alte Volksweisheit passt zur Kirchweih in Diespeck

Alte Volksweisheit passt zur Kirchweih in Diespeck

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„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“: Pfarrer Manfred A. Kolberg wünscht allen Gästen eine schöne Kirchweih.

Alte Volksweisheit passt zur Kirchweih in Diespeck

Die verschiedenen Diespecker Gruppen, wie das Fränkische Tanzhaus Diespeck oder die Kerwajugend, stellen ihr Taktgefühl unter Beweis. Fotos: Gudrun Schwarz-Köhler (13), Gemeinde (1)

„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.“ Eine alte Volksweisheit, die durchaus zur Kirchweih passt. Sich etwas gönnen, es sich gut gehen lassen, zusammen sitzen und einmal nicht auf die Uhr schauen zu müssen, das lässt diese Tage der Kirchweih wirklich aus dem Alltag herausragen. Das gibt der Kirchweih Ausstrahlungskraft für das übrige Jahr. Früher war das noch viel ausgeprägter der Fall. Meine Mutter erzählte mir immer wieder von Kirchweihen in den frühen fünfziger Jahren. Da war es tatsächlich etwas Besonderes, wenn man sich ein Paar Bratwürste mit Kraut leistete. Darauf freute man sich schon ein Vierteljahr vorher und davon zehrte man bei späteren Wirtshausbesuchen, wo es zum Bier nur ein trockenes Stück Brot gab, das man selber mitbrachte. „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.“ Jesus war von diesem Gedanken nicht sehr weit entfernt. Es gibt einen eher unbekannten Bibelvers, in dem Jesu Feinde genau diesen Umstand aufgreifen und versuchen, es gegen ihn zu verwenden: „Siehe, was ist dieser Mensch für ein Fresser und Säufer, ein Freund der Sünder!“ (Mt 11,19). Vielleicht sagt jetzt mancher von Ihnen: Davon habe ich aber im Religionsunterricht nichts gehört. Damit liegen Sie richtig: Für die Kirchen war das nie ein Zug an Jesus, mit dem man sonderlich hausieren ging. Eher wurde ein solcher Vers als peinlich empfunden und man beließ ihn lieber in den Tiefen der Evangelien. Dabei hatte dieser Vers einen Hintergrund, der viel mit dem zu tun hat, was Jesus wirklich wichtig ist: Im Neuen Testament sind viele Geschichten überliefert, die davon erzählen, dass Jesus sich mit Außenseitern, Sündern und „Underdogs“ an einen Tisch gesetzt hat. Er hat mit ihnen gegessen und getrunken und zeigte ihnen dadurch seine Freundschaft. Er grenzte niemanden aus. Jesus wusste haargenau: Bei Tisch kann man die beste Gemeinschaft erleben. 

„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.“ Auch die Kirchenlehrerin Teresa von Avila hat dieser Volksweisheit kirchliche Weihen verliehen, indem sie einmal fast das Gleiche sagte: „Tu deinem Leib des Öfteren etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ Wer nicht genießen kann, wird leicht ungenießbar. Wer nicht genießen kann, muss gehörig aufpassen, im inneren Gleichgewicht zu bleiben. Sich etwas gönnen, kann ganz verschieden aussehen: sich freie Zeit nehmen an einer Stelle, an der es sonst nicht üblich ist, einen Spaziergang machen und die Natur einmal ganz bewusst wahrnehmen, jemanden besuchen, etwas Gutes essen und trinken. Das alles kann und muss aber nicht zur Dauergewohnheit werden, denn dann verliert es sehr schnell seinen Reiz. Gerade das Besondere und Spontane bringt Farbe in unser Leben und gibt neue Kraft und Energie. 

In diesem Sinne wünsche ich den Ortsburschen und -madle, allen Diespeckern und allen Gästen eine schöne Kirchweih.

Ihr und Euer Pfarrer
Manfred A. Kolberg


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