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Rückgang der Tierhaltung verändert den Ackerbau

Rückgang der Tierhaltung verändert den Ackerbau

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Rückgang der Tierhaltung verändert den Ackerbau

Bei aller Kritik über die „Vermaisung“: Maispflanzen liefern in unserer Klimaregion die meiste Energie.

Monokulturen, Vermaisung der Landschaft. Diesen Vorwürfen sehen sich nicht selten Bauern gegenüber. Was hat sich wirklich auf den Fluren verändert? Die Fränkische Landeszeitung hat darüber mit Jürgen Hufnagel, dem Pflanzenbauexperten des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ansbach, gesprochen.

Bis vor 100 Jahren war die Dreifelderwirtschaft üblich. Und weil die meisten Familien auf den Dörfern sich in der Regel von einer kleinen Landwirtschaft ernährten, gab es kaum große Parzellen. Das hat sich dann erst durch Landmaschinen geändert und als kleinere Landbesitzer im Gewerbe und der Industrie Einkommensmöglichkeiten fanden.

Durch die Dreifelderwirtschaft, die ab dem 11. Jahrhundert die vorherrschende Wirtschaftsform im Mittelalter war, war die gesamte Fläche dreigeteilt mit einer Fruchtfolge aus Wintergetreide (Roggen und Weizen) und Sommergetreide (Gerste, Hirse und Hafer) sowie einer folgenden Brache. Später wurden dann statt der Brache auch Kartoffeln, Futterrüben, Rotklee und Luzerne für die zunehmende Tierhaltung angebaut.

Über die Veränderungen im Anbau berichtet, anhand der Anbaustatistiken für Mittelfranken aus den Jahren 1983 und 2023, Jürgen Hofnagel. Deutlich ist der Rückgang der Anbaufläche von Weizen in den vergangenen 40 Jahren von 59.104 Hektar auf 42.306 Hektar. Die stärkste Zunahme erlebte der Silomais von 37.872 Hektar auf 62.114 Hektar.

Die deutliche Ausweitung erfolgte vor allem wegen des Bedarfs für Biogasanlagen, aber auch wegen erhöhter Ertragssicherheit in Zeiten des Klimawandels sowie des Zuchtfortschritts. Allerding ist die Maisfläche in den letzten Jahren wieder leicht rückläufig.

Weniger Schwarzbrot und weniger Kornfelder

Augenfällig ist der deutliche Rückgang der Kornfelder (von 10.536 Hektar auf 7330 Hektar). Dass immer weniger Schwarzbrot gegessen wird, war neben der fehlenden Wirtschaftlichkeit ein Grund für den Rückgang des Roggenanbaus. Dass sich die Wintergerstenfläche von 38.821 Hektar auf 34.245Hektar moderat reduzierte, hat vermutlich mit der rückläufigen Schweinehaltung zu tun.

Einen extremen Rückgang um rund 90 Prozent erlebte der Sommergestenanbau (31.671 Hektar auf 3 154 Hektar). Dies führt Hufnagel auf die häufige Frühjahrs- und Vorsommertrockenheit zurück und der Erkenntnis, dass Wintergetreidearten die Winterfeuchtigkeit besser ausnutzen können. 

Ähnliche Gründe hat der Rückgang des Haferanbaus, der im Frühsommer viel Wasser benötigt. Dessen Fläche reduzierte sich von 13.806 auf 2013 Hektar. Auch der verringerte Bedarf in der Tierhaltung wirkt sich aus. Neu ist hingegen der Wintertriticale mit 17.329 Hektar in der Anbaustatistik, der 1983 noch nicht vorkam. Fast verdreifacht hat sich in 40 Jahren infolge hoher Wirtschaftlichkeit infolge des Züchtungsfortschritts Rapsanbau auf 11.576 Hektar im Jahr 2023. 

Nur moderat ist der Rückgang bei der Zuckerrübenanbaufläche. Gründe sind deutliche Ertragssteigerung durch Züchtung sowie die Kontingentierung der Zuckermenge. In vielen Fluren sind keine Kartoffelfelder mehr zu finden. Insbesondere die einst weit verbreitete Hausschweine-Haltung ist nicht mehr vorhanden. Diese basierte früher auf der Basis der Kartoffelfütterung. Schließlicht beschleunigte dies auch die Schließung der Brennereien und trug zur Verschiebung des Kartoffelanbaus auf spezialisierte Betriebe bei.

Noch stärker fast bedeutungslos geworden ist die Futterrübe infolge der Milchviehfütterung durch Mais- und Grassilage sowie der schlechten Mechanisierbarkeit. Rückläufig war der Anbau von Ackerfutter in Form von Rotklee, Luzerne und Gras-Klee-Mischungen. Dies hängt vor allem mit dem Rückgang der Grünfütterung sowie dem Ersatz durch Silomais zusammen. Längst vorbei sind die Zeiten, als die Bauern früh nach dem „Füttern“ auf das Feld zum „Kleeholen“ fuhren. In den letzten Jahren nimmt nun wegen des Klimawandels der Luzerneanbau wieder leicht zu.

Ackerbohnen (431 Hektar) und Erbsen (1829 Hektar) erlebten eine extreme Ausweitung auf mehr als das Zehnfache, unter anderem aufgrund der Förderung von Leguminosen durch die Agrarpolitik.

Text und Fotos: Fritz Arnold

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