Es war ein Projekt der Oberklassen der Volksschulen im Altlandkreis Ansbach. Unter dem Titel „Ein Heimatbuch aus dem Landkreis Ansbach mit heimatkundlichen Berichten aus den Schulgemeinden von den Oberklassen der Volksschulen“ war ein handschriftliches Werk entstanden, in dem die Schüler aus der Geschichte ihrer Heimatorte berichteten. Auch Weihenzell war dabei. Die Schüler der siebten und die achte Klasse der Volksschule Weihenzell hatten am 28. Februar 1950 das „Heimatblatt“ wie sie es nannten, als Gemeinschaftsarbeit zusammengestellt.
Idyllische Lage begeistert Jugend
„Unser Heimatdorf Weihenzell“ nannten sie ihren ersten Beitrag und damals beschrieben die Jugendlichen ihre Heimat so: „Unser Heimatdorf Weihenzell ist in ein liebliches Tal eingebettet. Im Osten steigt sanft der Kapellberg an. Bei schönem Wetter sitze ich gerne dort oben unter dem großen Kirschbaum und betrachte meine Heimat. Oft bleibt mein Auge auf dem schmucken Forsthaus, auch auf der Schule haften. Meistens aber schweift der Blick über die alte Jakobuskirche und verliert sich in den Feldern und Wiesen, die Weihenzell umgeben. Zwei klare Bäche schlängeln sich durch die Wiesen und vereinigen sich nahe bei dem Wehr, nämlich die Zell und die Werns. Man meinte, in Weihenzell wer es recht still, da täuscht man sich aber, hier geht es lebhaft zu.
Erst wenn die Nacht das Dorf unter ihre Fittiche nimmt, herrscht Schweigen über allen Häusern.“ Ein anderer Schüler schreibt dann, wie Weihenzell zu seinem Namen kam. Er schrieb: „Vor ungefähr 1000 Jahren siedelte sich der Mönch Weihand hier an. Er baute sich eine Zelle und predigte fleißig das Wort Gottes. Viele Leute schlugen nun ihren Wohnsitz bei der Weihandszelle auf, denn alle Leute wollten das Evangelium hören. Als Weihand starb, hinterließ er ein ganzes Dorf, inmitten die Weihandszelle. Nach diesem Namen wurde Weihenhzell benannt.“
Ein anderer Schüler berichtet in sehr sauberer Handschrift, wie der Weihenzeller Heil- und Wunderbrunnen entdeckt wurde. Er schrieb vor 74 Jahren: „1680 kam ein abgedankter Soldat Andreas Bergmüller nach Weihenzell. Er kam zu dem Bauer Hans Dorer und bettelte um Brot. Er bemerkte, dass unter der Mistgrube in besonderes Wasser hervorfließt und machte auch den Bauern darauf aufmerksam.
Er trank etliche Male von dem Waasser und merkte, dass es ihm von Zeit zu Zeit wohler wurde. Nach einigen Tagen wurde er von seinem Ausschlag ganz gesund und konnte wieder in seine Heimat zurück. Bald danach hörte auch die Hirtin Veronika Trillhopp davon, sie trank auch das Wasser und wurde bald gesund. Sie brachte der Frau von der Neumühle solches Wasser, die auch nach einigen Tagen geheilt wurde. Beide Frauen erzählten es auch den anderen Leuten von dem Wasser. Danach kamen noch viele Leute, die geheilt wurden.“
Heimatliebe prägte Freizeit
Aber auch die neuesten Entwicklungen, die Integration der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen, nahmen die Jugendlichen des Jahres 1950 in ihre Chronik mit auf. Unter der Überschrift „Wir lieben unsere neue Heimat!“ steht in dem Werk: „Unsere Doris aus Ostpreußen hat sich schon recht gut eingelebt bei uns: Mein Heimatdorf Weihenzell liegt im Landkreis Ansbach. Es ist von Wäldern und Bergen umgeben. Ich liebe mein Heimatdorf sehr. In meiner Freizeit streife ich oft in der Natur umher. Gerne beobachte ich, wenn ich auf dem Berg stehe, den Schäfer mit seinen Schafen unten im Tal. Auch, wenn ich die Sonne am Waldrand versinken sehe, bin ich erfreut. Dann fließt durch Weihenzell ein kleines Bächlein, es ist die Zell. Es ist kein reißender Strom dieses Bächlein, doch finde ich es schön, wenn es sich durch die grünen Wiesen schlängelt. Zum Feierabend ertönen die Glocken der alten Dorfkirche, in der ich auch konfirmiert wurde. Dann liegt bald ein nächtliches Schweigen über meinem Dörfchen. Im nicht in der Welt möchte ich meine neue Heimat vertauschen.“
Alexander Biernoth