O du fröhliche
Die Geschichte von diesem beliebten Weihnachtsliedes führt zurück ins Jahr 1815, ins Waisenhaus des Weimarer Theologen Johannes Daniel Falk. Im gleichen Jahr nahm er eine Kriegswaise auf, die an seine Tür klopfte, und bald darauf noch viele weitere Kinder. Als Weihnachten vor der Tür stand dichtete er das mehrstrophige „O du fröhliche“ für seine Waisenkinder. Als Melodie dazu wählte er ein bekanntes altes Fischerlied aus Sizilien.
O du fröhliche, o du selige
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren Christ ist geboren
Freue, freue dich, o Christenheit!
O du fröhliche, o du selige
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Christ ist erschienen Uns zu versühnen
Freue, freue dich, o Christenheit!
O du fröhliche, o du selige
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Himmlische Heere Jauchzen dir Ehre
Freue, freue dich, o Christenheit!
Stille Nacht, heilige Nacht
Zu Heiligabend 1818 führten der Arnsdorfer Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber (1787–1863) und der Hilfspfarrer Joseph Mohr (1792–1848) in der Schifferkirche St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg das Weihnachtslied Stille Nacht, heilige Nacht, als Männer-Duett, erstmals auf.
Das in D-Dur stehende Lied begleitete Mohr mit seiner Gitarre und sang dazu die Erste, Gruber die Zweite Stimme. Mohr hatte den späteren Liedtext bereits 1816 in Mariapfarr im Salzburger Bezirk Lungau in Form eines Gedichts geschrieben. Conrad Franz Xaver Gruber, der als Sohn einer armen Leinenweberfamilie aus Hochburg-Ach im Innviertel stammte, komponierte dann vor Weihnachten 1818 auf Wunsch von Joseph Mohr eine Melodie zu diesem Gedicht.
Stille Nacht, heilige Nacht gilt weltweit als das bekannteste Weihnachtslied und als Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums im deutschen Sprachraum. Seit 1818 ist der deutsche Liedtext weltweit in 320 Sprachen und Dialekten übersetzt und gesungen worden. Von den ursprünglich sechs Strophen werden in der allgemein bekannten Fassung nur die erste, zweite und letzte Strophe gesungen.
Wann fängt Weihnachten an?
Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute mal bei dem Stummen verweilt,
und begreift, was der Stumme ihm sagen will,
wenn der Leise laut wird und der Laute still,
wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht
Geborgenheit, helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht, sondern du gehst,
so wie du bist, darauf zu,
dann, ja dann, fängt Weihnachten an.
von Rolf Krenzer