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Was für ein schwieriges Bauernjahr - zu kalt, zu trocken, zu heiß, zu nass

Was für ein schwieriges Bauernjahr - zu kalt, zu trocken, zu heiß, zu nass

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Empfehlungen zum Anbau im Herbst und die Futterversorgung

Was für ein schwieriges Bauernjahr - zu kalt, zu trocken, zu heiß, zu nass

Lassen Sie sich von Ihren regionalen Experten beraten!

„Was für ein Jahr“ sagte Bauernverbandspräsident Joachim Ruckwied vom Deutschen Bauernverband bei der Vorstellung der Erntebilanz angesichts der Wetterextreme mit einem nasskalten Frühjahr, einem Hitzesommer und Regengüssen im August sowie Preiskapriolen.

Doch kaum ist die Ernte eingebracht, muss der Boden bearbeitet und die neue Saat eingebracht werden. Hier einige Ratschläge, die Tobias Roth und Gerhard Schwarz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ansbach zusammengestellt haben: Rechtzeitig sollte der Bezug von "Zertifiziertem Saatgut“ erfolgen, denn aufgrund der nasskalten Witterung in der Erntephase vieler Getreidearten wird es aufgrund von Qualitätsmängeln zu Engpässen bei der Saatgutverfügbarkeit kommen.

Es empfiehlt sich der Anbau von Zweitfrüchten und Zwischenfrüchten zur Futternutzung für Raufutterfresser. Dies sind insbesondere zuckerreiche Weidel- und eiweißreiche Kleegräser zu empfehlen.

Im Bereich Biogas wäre es der Anbau von massereichen Zweitfrüchten und Zwischenfrüchten wie Sommerhafer oder Sommerraps.

Bei den Überlegungen für ein zukünftiges Handeln wäre laut den Beratern vom AELF zu überlegen, ob nicht etwas weniger Mais zugunsten von Hirse angebaut werden sollte. Hirsearten sind toleranter gegenüber hohen Temperaturen und benötigen weniger Wasser in der Wachstumsphase. Ein weiterer Vorteil liege in der Spätsaatverträglichkeit. Diese nach können einer problemlos Ganzpflanzenernte bestehend aus Triticale oder Roggen angebaut werden. Ein erster Grünfutterertrag unter Ausnutzung der Winterfeuchte wäre somit gewährleistet. Ein weiterer Vorteil von Hirsearten im Vergleich zu Mais ist deren niedrigerer Keimwasserbedarf und damit ein gesicherter Feldaufgang.

Was die Futterversorgung in den Rinderbetrieben betriff, hat sich eine nicht für möglich gehaltene Erholung der Grünlandflächen nach dem Ende der Trockenperiode Ende Juli eingestellt. Während einige Milchviehalter aus Sorge, dass das Futter über den Winter nicht reichen könnte, Kühe verkauft haben, ist nun auf den Grünlandflächen ein dritter Schnitt herangewachsen, der nicht für möglich gehalten wurde. Auch beim Silomais hat sich abgesehen von schweren Böden noch ein Wachstumsschub eingestellt. Anstatt drei Metern sind die Maispflanzen zwar nur rund zwei Meter hoch. Dafür wachsen nun schöne Kolben heran, die als Nährstoffträger entscheidend im Ertrag sind.

Für die Rinderhaltung empfiehlt Gerhard Schwarz bei der Futterplanung: Gegenüberstellung der Futtervorräte, insbesondere bei den Grobfuttermitteln (Grassilage, Maissilage, Heu, Stroh), zum Bedarf des Tierbestands. Unter Zuzählung der Ertragserwartungen für den Silomais und den letzten Grünlandschnitt, sollten die Vorräte für mindestens acht bis zehn Monate reichen (Oktober 2023 bis Juni 2024).

Sofern dies nicht sichergestellt werden kann, sollte versucht werden, Gras und Mais ab Feld von anderen Betrieben zuzukaufen. Auch mit Biertreber, Kartoffelpresspülpe, Rübenpressschnitzel könnten Defizite im Grobfuttervorrat ausgeglichen werden. Nur in begrenzten Umfang bietet sich ein verstärkter Einsatz von Stroh zum Strecken der Rationen bei einem Ausgleich durch höhere Kraftfuttergaben an.

Vielfach wurden auch schon Zwischenfrüchten zu Futterzwecken angebaut. Bis Ende Oktober wäre auch noch die Ansaat von Grünroggen möglich. Dieser liefert dann im nächsten Frühjahr zusätzliches Futter. Ebenso sinnvoll wäre der zusätzliche Anbau von überjährigem Kleegras bis Mitte September.

Für ein zukünftiges Handeln empfiehlt das AELF:
- Anlegen ausreichender Futtervorräte für trockene Jahre mit niedrigen Erträgen. Das heißt auch Investition in entsprechenden Lagerraum (Fahrsiloanlagen). Ziel für eine sichere Grundfutterversorgung sind zumindest 18 Kubikmeter pro Großvieheinheit.

- Frühzeitige Bemühungen um den Zukauf von Saftfuttermitteln (Biertreber, Pressschnitzel, etc.). Längerfristiger Abschluss von Futtermittelkontrakten.

- Anbau von trockentoleranteren Futterpflanzen wie der Luzerne und der Ausweitung des Bestandteils der Luzerne in der Fruchtfolge.

- Vermeidung von Futterverlusten durch gutes Silomanagement. Dazu zählen eine gute Verdichtung des Futters im Silo. Luftdichte Abdeckung mit Seitenwand-, Unterzieh- und Silofolien, ausreichend beschwert mit Silosäcken und Schutznetzen. Das Silo ausreichend lange geschlossen halten und zwar mindestens acht Wochen, besser länger. Bei der Entnahme das Silo nur soweit wie für die Entnahme notwendig zurückdecken sowie saubere Entnahme der Silagen ohne den Silostock aufzulockern, damit Fehlgärungen und Nacherwärmungen zu vermieden werden. Letztlich seien auch grundsätzliche Überlegungen nötig, ob Tierbestand, Fläche und Erträge zusammenpassen.

Text und Fotos: Fritz Arnold

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