FLZ.de


Klimawald oder grenzenlose Biber-Freiheit

Klimawald oder grenzenlose Biber-Freiheit

Anzeige

Eichen haben es schwer: Nach dem Verbiss durch Rehe kommen die Biber

Klimawald oder grenzenlose Biber-Freiheit

Nur noch Baumstümpfe von gut entwickelten Eichen, die den Kiefernwald klimafest machen sollten, sind nach dem „Besuch“ der Biber übrig geblieben. Foto: Fritz Arnold

Welche Baumarten werden das Gerüst des Waldes bilden, wenn der erwartete Klimawandel kommt. Unumstritten in allen Prognosen ist, dass in erster Linie die Eiche ganz vorne ist, während man sich bei der zeitweise hofierten Buche nicht mehr so sicher ist. Bei fremdländischen Baumarten von der Edelkastanie bis zur Zeder gibt es indes auch noch Zweifel, ob die positiven Prognosen zutreffen.

Gutachter sorgt für Kopfschütteln

Bei der Eiche hingegen, die als sehr sicher gilt, tut sich der Waldbesitzer schwer. Fast am Verzweifeln war ein Waldbesitzer in Westmittelfranken, der vor Gericht Schadenersatz durchsetzen wollte, weil Rehe der Eichen-Naturverjüngung zwischen den Kiefern und Fichten immer wieder den Garaus machen. Kopfschütteln verursachte ein Gutachter, der vor Gericht einen Schadenersatz ablehnte, weil die Naturverjüngung nicht von einer „Hauptbaumart“ stammt. Die Folge: Das Risiko, Wildschadenersatz durchsetzen zu können, ist enorm, wie ein Fall zeigt, in dem ein Waldbauer auf Gutachterkosten von über 10.000 Euro sitzen bleibt.

Nicht darauf verlassen wollte sich ein anderer Waldbesitzer, dass der Jäger genügend Rehe schießt, der seine Kiefern mit Eichen unterpflanzte und einen Zaun baute. Das ging lange gut und die Kiefernmonokultur verwandelte sich wie gewünscht in einen Mischwald. Längst war der Zaun abgebaut, weil Rehe den inzwischen 15 Meter hohen Eichen nichts mehr anhaben können.

Doch nun entdeckten Biber aus einem nahen Weiher die Eichen als Leckerbissen. Der Waldbesitzer band um die Eichen Maschendraht. Doch der hinderte die Nager nicht. Sie bissen die Drähte durch oder schoben sie nach oben. Ein zur Hilfe gerufener Biberberater klärte auf, dass ein spezieller Zaun, sogenannte Estrichmatten, nötig ist. Die hier eingetretenen Schäden hielt der Fachmann für so groß, dass dem Treiben der Biber ein Ende bereitet werden soll und diese entnommen werden müssen. Doch wenn der Biberberater und Fachmann vor Ort das feststellt, genügt das offensichtlich nicht. Die Angelegenheit ging ans Landratsamt. Erst knapp drei Monate später kam grünes Licht, als fast alle Eichen erledigt waren für die „Entnahme“.

Kurze Wege haben viele Vorteile

Ein Beobachter machte dazu zu dem Vorgang einen „Entbürokratisierungsvorschlag“: Warum müssen weitere Stellen eingeschaltet werden, wenn ein sachverständiger Biberberater den Fall auf kurzem Weg beurteilt hat? Hätte man gleich in seinem Sinne gehandelt, hätten sicherlich etliche Eichen überlebt.
Fritz Arnold

north